Buchtipp
Unser Buchtipp des Monats
Fang Fang "Glänzende Aussicht" - Hoffmann und Campe Verlag 2024 (Heike Labusga, April 2025)
Dieser heute in China unterdrückte Roman machte Fang Fang bei seinem Erscheinen 1987 schlagartig berühmt: Erzählt wird das Leben einer einfachen Arbeiterfamilie aus Wuhan aus Sicht des verstorbenen jüngsten Sohnes. Es ist ein drastisches Porträt: Zu elft haust die Familie in einer dreizehn Quadratmeter kleinen Hütte. Schon die Jüngsten lernen stehlen, um ihren Beitrag zum Familienleben zu leisten, Schlägereien sind an der Tagesordnung und zärtlichere Töne rar. Im Schatten eines Vaters, der vor allem mit der Faust erzieht, versuchen die neun Brüder und Schwestern auf je eigene Weise, den Fesseln ihrer Herkunft und den Nachwehen der Kulturrevolution zu entkommen und eine bessere Zukunft zu finden.
Elf Personen, die sich eine dreizehn Quadratmeter kleine Wohnung teilen müssen, einer davon ist Bruder Sieben, der unter dem Bett seiner Eltern schlafen muss und regelmäßig verdroschen wird, zeigen die brutalen Härten der chinesischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, die die Menschen selber hart werden lässt. Freundlich oder gar solidarisch ist hier eigentlich niemand. Ein Bruder trifft die Härte der Kulturevolution, einer macht Karriere bei der Partei und blickt fortan auf die Familie herab. Ungewöhnlich erzählt - alles aus der Sicht des früh verstorbenen Bruder Acht, der vor dem Fenster begraben ist. Fußnoten in Romanen eine Seltenheit, liefern hier kurz und unaufdringlich das notwendige Hintergrundwissen.
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