Medizinalrat Dr. Hugo Walther, ab 1887 leitender Arzt im Spital Ettenheim, 1907 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt, 1913 gestorben
Kranke Menschen müssen gut ernährt werden
Als Medizinalrat Walther 1887 die Leitung des Ettenheimer Spitals übernahm, war es eher ein Armen- und Waisenhaus in desolatem Zustand. Unter seiner Ägide wurde daraus ein für die damaligen Verhältnisse modernes Krankenhaus, in dem auch größere Operationen möglich waren. Für die Verbesserung der Verhältnisse hat er sich unermüdlich bei der Stadt eingesetzt. Dabei war sein Krankenhaus auch wirtschaftlich erfolgreich. Als es 1907 zum ersten Mal zu einem Defizit kam, monierte der Stadtrat, dies läge wohl an dem zu guten Essen. Dies wies der Medizinalrat entschieden zurück: „Kranke Menschen müssen gut ernährt werden und dürfen nicht zu Experimenten für ein übertriebenes Sparsystem gebraucht werden, auch ist Leuten gegenüber, welche in der überwiegenden Zahl der Fälle keinen Appetit haben, eine gewisse Manchfaltigkeit in der Verköstigung am Platze. Das kann man sagen, ohne einer Verschwendung das Wort zu reden...“ Die Räte haben das akzeptiert, vielleicht auch, weil Dr. Walther in selbigem Schreiben anbot: „Um das Deficit etwas herabzumindern, verzichte ich für das Jahr 1908 auf mein Honorar für Behandlung der Ortsarmen mit 120 M zu Gunsten des Spitals ...“ 1913 starb Hugo Walther. Welch hohes Ansehen er genoss, ist dem Bericht „25 Jahre Medizinalrat Dr. Hugo Walther“ aus der Ettenheimer Zeitung vom 29.6.1912 zu entnehmen. Dort hieß es unter anderem: „Seine hilfsbereite Liebe, vor allem auch zu den Armen ist dorf- und stadtbekannt ... Von ganz besonderer Bedeutung aber ist natürlich das Verdienst des Jubilars um unsere Stadt. Ihm verdankt dieselbe all die sanitären Hebungen und Fortschritte ... und daß das Spital eine Einrichtung hat, wie kein zweites in einer gleichgroßen Stadt und daß in ihm Operationen ausgeführt werden, die Patienten selbst von jenseits des Rheins hierherführen ..." Wem da gut 100 Jahre später angesichts der aktuellen Diskussionen um die Zukunft unseres Krankenhauses nicht die Ohren klingeln ...
Quellen:
Hecht, Franz Michael: Spital und Krankenhaus in Ettenheim 1452 - 1952 - 2002. Das neue Spital in Ettenheim, Seite 85ff (zitiert nach Sieger Datenbank)