Stehlinstraße

Achaz Stehlin, geb. 1808 in Niederhausen, gest. 1885 in Brooklyn/New York, Ettenheimer Revolutionsführer Badische Revolution 1848/49.

Portrait Achaz Stehlin

Der Besten einer ...

Achaz Stehlin wurde am  12.07.1808  in Niederhausen geboren. Sein Großvater will, dass er Pfarrer wird. Dazu zeigt er aber wenig Neigung und studiert stattdessen lieber Jura an der Universität Freiburg. In den 1840er Jahren lässt er sich als Advokat in Ettenheim nieder. Dass er sich dann der Sache der 1848er Revolution verschreibt, geht auch auf den Einfluss seiner politisch sehr engagierten Frau Maria Antonia zurück. 
Im Frühjahr 1848 werden überall in der Region revolutionäre Volksvereine gegründet – einer der ersten davon in Ettenheim. Als ihr Vorsitzender wird Achaz Stehlin gewählt.  Als es im April 1848 um die bewaffnete Unterstützung des Heckerzugs durch Ettenheimer Freischärler geht, ist er dagegen, wird aber überstimmt. Hecker scheitert und Struve macht im September 1848 einen erneuten Versuch und ruft in Lörrach die Republik aus. Von Norden sollen preußische Soldaten mit der neu gebauten Rheintalbahn zur Bekämpfung des Aufstandes transportiert werden. 200 bis 300 Aufständische der Region wollen dies verhindern, indem sie bei Orschweier die Eisenbahnschienen demontieren. Bei diesem Sabotageakt ist Achaz Stehlin als einer der Rädelsführer dabei. Die Preußen werden zwar nur kurz aufgehalten, aber Stehlin  muss nach dieser Aktion erst einmal im Elsass untertauchen.
Nach der Versammlung der Volksvereine im Mai 1849 in Offenburg wird Stehlin Civilkommisär im Amtsbezirk Ettenheim und soll in dieser Funktion die Ziele der Revolution durchsetzen. Am 3. Juni wird er als Abgeordneter in die Verfassungsgebende Versammlung nach Karlsruhe gewählt. Er bekleidet dort das Amt des Vizepräsidenten. Nach Niederschlagung der Revolution muss Achaz Stehlin wieder flüchten, diesmal für immer. In der Heimat wurde er in Abwesenheit zu 12 Jahren Zuchthaus und Schadensersatz  verurteilt. Die USA schützen ihn zwar vor der Strafverfolgung aber es gibt für ihn dort keine Möglichkeit, als Rechtsanwalt tätig zu werden.  Also betreibt er in Williamsburg (Stadtteil von Brooklyn) einen Gastronomiebetrieb – ein Metier, in dem sich seine Frau als Gastwirtstocher  wohl auskannte. Auch in Amerika war Stehlin politisch aktiv und engagierte sich leidenschaftlich auf Seiten der Nordstaaten gegen die Sklaverei. Achaz Stehlin starb am 24. April 1885 in Brooklyn im Alter von nahezu 77 Jahren.
Dass er dort sehr angesehen war, kann man diesem Zeitungsbericht entnehmen:
Wieder einer von der alten Garde, und diesmal der besten einer hat der Tod ereilt. Am 24. April 1885 hauchte Achaz Stehlin im Alter von nahezu 77 Jahren nach längerer Krankheit seinen Geist aus ... Er war einer der Pioniere Williamsburgs (jetzt Brooklin genannt) und allgemein geachtet und geehrt. Sein Begräbnis letzten Sonntag legte beredtes Zeugnis ab dafür. Er vereinigte in sich einen klaren Geist mit tiefem Wissen und edler Gesinnung. Möge nach seinem wechselvollen Leben ihm die Erde leicht sein.

zurück zur Übersicht