Im Offental

Zwei Deutungen: Ofen oder offen ?

(Bild wird nachgeliefert)

Die Straße ist benannt nach einem uralten Flurnamen. In einem Verzeichnis der Güter und Einkünfte des Bistums Straßburg von 1324/30 findet sich mehrfach der Flurname "Offental".

Doch was bedeutet "Offental"?

Fährt man auf der Bundesstraße 3 in Richtung Ringsheim, fällt auf, dass östlich der Straße zwischen Ringsheimer Kreisel und der dahinter steil aufragenden Rötelmauer das Erdreich eine auffällig rote Farbe besitzt. 
Die Ursache dafür ist Eisenerz, das hier in reichem Maße im Erdboden vorkommt. Die wirtschaftliche Nutzung dieses Eisenerzlagers reicht weit zurück. Bereits die Kelten und vermutlich auch die Römer haben das wertvolle Metall gewonnen. Es wurde damals und später auch im Mittelalter vorwiegend im Tagebau gewonnen und direkt vor Ort in Öfen geschmolzen. Man fand Reste von Holzkohle und halbverhüttetes Erz, Eisenschlacken und Keramik.

Damit erklärt sich der Straßenname: "Offental" stammt vom mittelhochdeutschen "Offen" = Ofen.

Sagen vom Rötelberg berichten von Flammen im Berg und sprechen möglicherweise für den Erzabbau mit Feuersetzen oder auch für einen Schmelzbetrieb.

Die weitere Geschichte des Eisenerzlagers ist rasch erzählt: Wegen zu geringem Eisenerzgehalt wurde die Erzgewinnung im Mittelalter wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit eingestellt, es gab anderswo ergiebigere Lagerstätten. 1937 wurde die Erzgewinnung aus wirtschaftlichen Zwängen wegen Rohstoffverknappung wieder aufgenommen, es entstand die "Grube Kahlenberg". 1957 war das Jahr der höchsten Erz-Produktion, dann begann der Niedergang des Erzabbaues bis zur endgültigen Schließung 1969.

Nicht verheimlicht werden soll eine andere Deutung des Namens "Offental". Der Historiker Hubert Kewitz interpretiert ihn folgendermaßen: Offental = zur allgemeinen Nutzung (z.B. zum Viehhüten), "offenes", "nicht gebanntes" Gelände (Anmerkung: Als Bann bezeichnet man Gebiete, die nur von bestimmten Leuten betreten werden dürfen, z.B. Bannwald).
Ob diese Deutung zutrifft, ist unsicher, bereits 1544 urkundlich belegt war im "Offental" Gelände in Privatbesitz.

Anmerkung: "Rötel" (wie im Begriff Rötelberg oder Rötelmauer) gehört zu den Mineralfarben und besteht aus einer weichen Mischung von Ton und Hämatit, einem Eisenoxidmineral. Der Hämatit verursacht dabei die tiefrote Farbe.

Quellen:

Reichenbach, Berthold et al.: Der Kahlenberg und seine Schätze. Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg, Ringsheim 1998.
Kewitz, Hubert: Ettenheim vor und nach der Stadtwerdung. Die Ortenau 60 (1980), 78-99
Geisler, Richard: Vom Ringsheimer Eisenerzbergbau. Geroldsecker Land 2 (1959/60), 38-43

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