Alleestraße

Keschdeallee

Juden in der Alleestraße am Sabbath auf dem Weg zur Synagoge
Juden in der Alleestraße am Sabbath auf dem Weg zur Synagoge: Für sie ein Feiertag, für die christlichen Bauern ein Arbeitstag
Foto: Bildarchiv Uttenweiler

Warum man dieser Straße den Namen Alleestraße gegeben hat,

erschließt sich spätestens dann, wenn man sie begeht oder befährt. 22 Kastanienbäume auf einer Länge von 200 Metern verleihen dieser Straße wahrlich Allee-Charakter. Schon die Vorgänger-Generation der Bäume: Kastanienbäume, die den Kindern auf ihrem Weg zum Kindergarten am Oberen Tor schon früher viel Freude bereiteten. Kastanien-Sammeln, beziehungsweise „Keschde“, wie sie im Volksmund genannt wurden, war das Höchste für die Kleinen. Was konnte man mit ihnen nicht alles an Kreativem gestalten!
Warum aber für die Ettenheimer die Alleestraße früher „Steineweg“ hieß – die älteren Ettenheimer sprechen heute noch vom „Steineweg – das erschließt sich dann erst beim Blick in alte Quellen. Dort erfährt man, dass die gesamte Ringstraße direkt außerhalb der Stadtmauer, also vom Oberen Tor bis zum heutigen „Ringsheimer Tor“, zuvor „Thomastor“ (Dumethor), früher die Bezeichnung „Steinstraße“ trug: von der heutigen Alleestraße über die Roßbachbrücke (früher Marx-Brücke, benannt nach dem Evangelisten Markus), am Unteren Tor vorbei mitsamt der heutigen Festungsstraße. Die Alleestraße wurde wohl ab Mitte des 18. Jahrhunderts bebaut, als man nach dem Stadtbrand im Dreißigjährigen Krieg Ettenheim nach und nach wieder aufbaute. In diesem Wissen um den ursprünglichen Straßennamen erschließt sich dann leicht auch das Überbleibsel vom „Steineweg“. Ob der einmal so nach den Steinsäulen entlang der Straße benannt war, an denen man das Vieh anband? Reine Vermutung.
In der Alleestraße befand sich von 1881 bis 1938 die Synagoge der israelitischen Gemeinde von Ettenheim (heute Haus Nr. 22). Eine Gedenktafel erinnert an die Vorgeschichte des heutigen Wohnhauses. Am 10. November 1938, am Tag nach der sogenannten Reichskristallnacht, wurde sie verwüstet – wie alle Synagogen im Land.
Auf unserem Bild oben – es wurde im Mai 1915 unweit der Synagoge aufgenommen - kann man erkennen, dass es auch Zeiten friedlicher Koexistenz gab. Während die christlichen Bauern ihrer landwirtschaftlichen  Tätigkeit nachgingen, befanden sich drei Juden am Sabbath auf dem Weg zur Synagoge.

Quellen:

Dr. Robert Furtwängler: Ettenheimer Stadtanzeiger vom 3.11.1994
Bernhard Uttenweiler, Dieter Weis: 20. Jahrhundert – Drittes Reich – Zweiter Weltkrieg in: Bernhard Uttenweiler: Geschichte der Stadt in Bildern und Dokumenten

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