Neumannstraße

Stefanie Neumann, geb. Winterer Gönnerin der Stadt

Es gibt nicht viele Straßen in Ettenheim,
die nach Frauen benannt sind und oft muss man zweimal hinschauen, bis man entdeckt, dass sich hinter dem Namen eine Frau verbirgt, z.B. bei der Leistnerstraße oder eben bei der Neumannstraße.

Viel ist uns über Frau Neumann nicht überliefert. Von 1871 bis 1875 war ihr Mann, Max Neumann, Großherzoglicher Bezirksarzt in Ettenheim. Frau Neumann hat sich damals in Ettenheim auf vielfältige Weise engagiert. 1881 ist sie aktenkundig als Vorsteherin des Ettenheimer Frauenvereins. Die badischen Frauenvereine dieser Zeit gehen auf eine Initiative der Großherzogin Luise zurück.
Im Todesjahr ihres Mannes legt sie mit einer Schenkung von 700 Goldmark den Grundstock für die Neumannstiftung. Diese Stiftung ermöglicht Jahre später den Bau des Kindergartens, damals Kleinkinderschule genannt. In der Ettenheimer Zeitung vom 2.9.1902 ist zu lesen:

Die reiche Stiftung der wohlthätigen Frau Bezirksarzt Neumann Witwe in Freiburg welche in alter Anhänglichkeit an Ettenheim 13 000 Mk. und außerdem den großen und günstig gelegenen Garten zur Erstellung der Kleinkinderschule gegeben, ermöglichte es der Stadtgemeinde und dem Frauenverein ein solch stattliches Gebäude, in dem auch Raum für die Frauenarbeitsschule vorhanden ist, zu erstellen. Der Bau steht heute in seiner Vollendung da und macht auf einen jeden einen würdigen Eindruck, der durch das dorthin versetzte Kreuz noch erhöht wird. Wie man hört, soll der Bau am 15. September eingeweiht werden. Es wird dies für die lieben Kleinen unserer Stadt, welche sich schon lange nach dem schönen Heim sehnten, ein Freudentag werden. Frau Neumann hat sich ein bleibendes Verdienst um unsere Stadt, wie um alle diejenigen erworben, welche die Wohlthaten der beiden Lehreinrichtungen zu benutzen Gelegenheit haben werden. Das gute Werk wird Ihr für alle Zeiten ein ehrendes Andenken sichern.

Darüber hinaus hat Frau Neumann durch Zuwendungen auch das Ettenheimer Spital unterstützt. Sie verbrachte ihren Lebensabend in Freiburg und verstarb dort 1911.

Die Trägerschaft des Kindergartens in der Neumannstraße übernahm in den 1960er Jahren die katholische Kirche. Noch wird der Neumann-Bau in der gleichnamigen Straße genutzt, wird allerdings hinsichtlich der Größe und des baulichen Zustands den heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht. Er soll deswegen durch einen Neubau im geplanten Quartier auf den Espen-Süd ersetzt werden.

Quellen:

Geschichte des badischen Frauenvereins – Festschrift zur Feier der Silbernen Hochzeit Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs Friedrichs und der Großherzogin Luise, Karlsruhe 1881
Dr. Franz Michael Hecht:  Spital und Krankenhaus in Ettenheim 1452 - 1952 - 2002
Ettenheimer Zeitung vom 2.9.1902: Titelseite
Ettenheimer Zeitung vom 14.10.1902: Die Einweihung und Übergabe der Kleinkinder- und Frauenarbeitsschule

zurück zur Übersicht