Pfarrer-Tritschler-Straße (Ortsteil Altdorf)

Joseph Tritschler (1742-1819) – Pfarrer in Altdorf (1779-1810) - Bauherr der Altdorfer Kirche (1781-1783)

St. Nikolaus, Altdorf
St. Nikolaus, Altdorf
Bild: Sigschul

Altdorfer Fahne vorne

Für Altdorf war Joseph Tritschler ein Glücksfall. Als er 1779 seinen Dienst antrat, nannte er sich Pfarrer von Altdorf, obwohl die Gemeinde damals noch um die Anerkennung als selbstständige Pfarrei kämpfte. Und Pfarrer Tritschler kämpfte auf seine Weise mit. Er war außerordentlich gebildet und verfasste zwischen 1779 und 1805 eine Geschichte seines Pfarrortes auf Lateinisch: „Historia pagi, parochiae et ecclesiae Altdorf“ (Geschichte des Bezirks, der Pfarrei und der Kirche Altdorf). Schon der Titel weist darauf hin, dass hier der Anspruch auf eine eigenständige Pfarrei untermauert werden soll.
Ein neuer Kirchenbau wurde von Gemeinde und Kloster geplant. Pfarrer Tritschler stürzte sich in die Arbeit und war bemüht, historische Funde beim Ausheben der Baugrube zu sichern und einzuordnen. Bei seiner Bewertung der Funde wie auch bei seinen Schriften war es ihm wichtig, die geschichtliche Bedeutung Altdorfes hervorzuheben. So deutete er den Inhalt einer Urne als die Asche eines im Jahre 237 in Kaiser Maximins Schlacht gefallenen vornehmen Römers. Leider kann man seine Forschungen nicht mehr mit modernen Methoden neu bewerten, da die Fundstücke  ausnahmslos verloren gegangen sind.
Mit der gleichen Sicherheit und ohne Begründung bestimmte Tritschler die in einer Baugrube (Nordausgang von Altdorf) gefundenen Gebeine als Gefallene aus einer Schlacht, die der Hausmeier Pippin der Mittlere 712 bei Altdorf geschlagen habe. Die Gebeine wurden 1805 auf den Friedhof umgebettet. Noch heute findet man die Tafel mit dem von Pfarrer Tritschler entworfenen Text in der Stützmauer des Friedhofes:
In dieser Grube sind beigesetzt die Gebeine, seien es die von Alemannen oder von Franken: es sind die von teutschen Helden.
In seiner Geschichte der Pfarrgemeinde weist Tritscher darauf hin (steht so auch auch in der Urkunde im Grundstein des Neubaus), dass die Altdorfer Kirche einen  
"Vortritt hat vor allen Kirchen der ganzen Nachbarschaft. Bis heute hat ihre Kirchenfahne bei gemeinsamen Prozessionen den Vorrang und Vorschritt vor der Ettenheimer Fahne, der Fahne des Klosters und der Fahne der Pfarrei Münchweier."
 
Wenn das kein schlagkräftiges Argument für die eigenständige Pfarrei ist! Und dieses Ziel war 1808 erreicht.
Käme Pfarrer Tritschler heute (2019), 200 Jahre nach seinem Tod, nach Altdorf zurück, würde er sich bestimmt über die nach ihm benannte Straße freuen. Sicher weniger über die Tatsache, dass die Pfarrei Altdorf inzwischen ihre Selbstständigkeit wieder verloren hat ...

Quellen:

Anonym:
1781 Grundsteinlegung für Altdorfs Kirche - Initiator für den Neubau war Pfarrer Joseph Tritschler (Der Altvater, 12.9.1981)
Hubert Kewitz:
Spätbarock und Frühgeschichte. Der Bau der Kirche in Altdorf
Geroldsecker Land - Jahrbuch einer Landschaft (Heft 17 - 1975), Seite 69-84

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