Muschelgasse

Auf dem Jakobsweg?

Die Jakobsmuschel auf dem Sturz der Kellertüre eines Hauses in der Muschelgasse
Die Jakobsmuschel auf dem Sturz der Kellertüre eines Hauses in der Muschelgasse von 1598 (von außen heute nicht mehr sichtbar). Foto: Dr. Jörg Sieger

Vom Hexenwinkel zur Muschelgasse

Um 1659 heißt die Muschelgasse "Mistelgaß" später"Michelgaß", "Mischelgaß" oder "Mychelgaß". Ob es sich dabei um lautmalerische Varianten von „Muschelgasse“ handelt oder andere Deutungen möglich sind? Man weiß es nicht. Naheliegend ist allerdings, dass der Name „Muschelgasse“ mit der Jakobsmuschel am Sturz des Keller Muschelgasse 29 zu tun hat. Die Jahreszahl 1598 weist darauf hin, dass Ettenheim, wie viele Orte in der näheren Umgebung, in früheren Zeiten mit dem Pilgerweg zum heiligen Jakobus in Santiago de Compostella in Verbindung gebracht werden kann. Vielleicht sollte die Muschel den Pilgern Hilfsbereitschaft signalisieren? Vielleicht wohnte in diesem Haus ein Mitglied einer Jakobsbruderschaft?
Was feststeht: Im Volksmund war die Muschelgasse auch bekannt unter „Hexewinkel“ oder „Schindergaß“. Schindergaß, weil der Schinder (Abdecker, zuständig für die Beseitigung von Tierleichen) in der Straße wohnte und zwar im Scharfrichterhaus. Das Haus hatte seinen Namen daher, dass der Abdecker in Ettenheim in Personalunion auch gleichzeitig der Henker war. Und weil sowohl Schinder wie Scharfrichter zu den „unehrlichen“ Berufen gehörte, musste dieser außerhalb der Stadtmauern wohnen. Und die Muschelgasse lag im Mittelalter vor den Toren der Stadt.

Quellen:

Robert Furtwängler in Geroldsecker Land - Jahrbuch einer Landschaft (Heft 35 - 1993), Seite 193-197

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