Große Resonanz bei Kundgebung im Rahmen der Woche der Demokratie

Teilnehmende Schüler*innen bei der Kundgebung
Bildquelle: Sandra Decoux

Der Freitagmorgen der Woche für Demokratie in Ettenheim war den Schulen der Stadt vorbehalten. Rund 1100 Schülerinnen und Schüler zeigten auf, was Demokratie für sie bedeutet.

Es war eine beeindruckende Veranstaltung am gestrigen Freitag. Nach Aussage der Initiativgruppe, die zur Woche der Demokratie aufgerufen und diese mit verschiedenen Aktionen organisiert hatte, waren es rund 1.100 Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen der Stadt, die sich zu einer Kundgebung auf dem Espenparkplatz eingefunden hatten, um ihr Verständnis von Freiheit und Menschrechten kundzutun. Allesamt hatten sie ihre Vorträge im Zusammenhang mit der SMV an ihrer Schule erarbeitet. Ein Moderatorenteam mit Vertretern aller beteiligten Schulen begrüßte neben all den Schülerinnen und Schülern als Gäste die Montessori-Schule in Ettenheimweiler, kommunalpolitische Vertreter der Stadt und zahlreiche Eltern und interessierte Bürger. Sie machten bewusst, dass dies die erste derartige Veranstaltung in Ettenheim sei.

Das Ambiente der Veranstaltung war eindrucksvoll. Im Sternmarsch strebten das August-Ruf-Bildungszentrum, das Gymnasium und die Schülerinnen und Schüler der St. Landolin-Schule dem großen Parkplatz auf den Espen entgegen, wo sie die Band OneVibe mit aktuellen und ehemaligen Schülern von St. Landolin musikalisch begrüßte. Eine große Bühne für Musik und Redebeiträge war durch die kostenfreie Bereitstellung eines großen LKWs der Baumschule Broßmer möglich.
Bürgermeister Bruno Metz erinnerte an die Unterzeichnung des Grundgesetzes exakt an diesem 23. Mai vor 76 Jahren. Aus diesen festgeschriebenen Rechten eines jeden Menschen sei erwachsen, was für die Heranwachsenden von heute als selbstverständlich angesehen werden dürfe: Achtung der Menschenwürde, die Vielzahl der Rechte, Meinungsfreiheit. Was vor 76 Jahren nach all dem Schlimmen – Krieg, Nazidiktatur, Holocaust, Konzentrationslagern, Euthanasie – als zartes Pflänzchen herangewachsen sei, habe sich inzwischen zu einem starken Baum entwickelt, der heute aber vielen Menschen im Weg stehe. Demokratisches Handeln bedeute „rausgehen, Fragen stellen, Mitgefühl zeigen, Verantwortung übernehmen“, so Metz.

Schülerinnen und Schülern des August-Ruf-Bildungszentrums machten als erste, am Mikrofon und auf ansprechenden Plakaten, deutlich, was für sie Demokratie bedeutet: gegen Rassismus, gegen Vorurteile, gegen Oberflächlichkeit, gegen Homophobie, gegen Respektlosigkeit. Vielmehr plädierten sie für das Recht des Einzelnen auf Menschenwürde, das Recht auf Bildung, Freiheit, Zukunft, für Gleichberechtigung der Geschlechter. Demokratie brauche Respekt – auch für andere Denk- und Sichtweisen, so das Fazit des BiZ-Teams unter dem Beifall ihrer Zuhörer.

Die Sprecher des (Städtischen) Gymnasiums stellten die Rechte der Frauen in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen zu Menschenrechten und Demokratie. Als Vorbilder nannten sie Maria Antonia Stehlin, die in der Zeit der Revolution von 1848/49 in Ettenheim einen Frauenverein gegründet hat und für die Gleichberechtigung der Frauen, auch für deren Recht auf Bildung, eingetreten ist. Als weiteres nannten Sie Hertha Wiegand, die nach dem ersten Weltkrieg als erstes Mädchen ihr Bildungsrecht am Ettenheimer Gymnasium wahrgenommen hat. Drittes Beispiel war für die Gymi-Sprecher war Lucia Angster, die als erste Frau dem Ettenheimer Gemeinderat angehörte. Mit ihren Beispielen bewiesen die Sprecherinnen und Sprecher bemerkenswerte lokale Kenntnisse.

Das Redner-Duo, das für Realschule und Gymnasium von St. Landolin sprach, stellte die Aspekte von Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit in den Mittelpunkt ihrer Gedanken zur Freiheit in den Mittelpunkt. Sie plädierten für den respektvollen Austausch verschiedener Meinungen, sprachen sich gegen verletzenden Hass und Intoleranz, vielmehr für Toleranz, Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreit aus. An ihrer Schule gebe es eine Vielzahl von verschiedenen Religionszugehörigkeiten und dennoch sehe man sich als große schulische Gemeinschaft. Wo Freiheit bedroht sei, dürfe man nicht schweigen, erinnerten sie an die Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“ zu Zeiten des Nazi-Regimes in Deutschland.
Erinnerung, Bewusstmachen sei gut, aber nicht gut genug. Freiheit sei nicht nur ein Wort, sondern verpflichte auch zum Handeln. Mit dieser Botschaft drückten die beiden Schüler von St. Landolin aus, was die Botschaft letztendlich aller Wortbeiträge und der mitgeführten Plakate war.

Text: Klaus Schade
Foto: Sandra Decoux