700 Menschen setzen in Ettenheim ein Zeichen für Demokratie

700 Menschen versammelten sich am Samstag vor dem Ettenheimer Rathaus, um sich für Toleranz, Respekt und Demokratie auszusprechen. Die Nachricht der Redner war klar: gemeinsam gegen Hetze, Menschenfeindlichkeit und rechts einstehen.

Ehrenbürgerin Margret Oelhoff
Bildquelle: Sandra Decoux - Ehrenbürgerin Margret Oelhoff

„Heute stehen wir hier und bekennen, dass wir die Vielfalt in unserer Stadt begrüßen“, eröffnete Bürgermeister Bruno Metz die Redebeiträge. Er sei dankbar für die Idee und Organisation der Kundgebung, als Zeichen und kraftvolles Signal, das die Kernbotschaft unseres Grundgesetzes hervorhebt: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Eine Demokratie lebe davon, dass Menschen sich engagieren und sich in der Gesellschaft einbringen. Demokratie gibt es nur mit aktiven Demokraten. Er betrachte mit Sorge, dass es viele demokratische Parteien und andere Organisationen schwer haben, Menschen zur Mitarbeit zu bewegen. Und er betrachte mit Sorge, dass in Verantwortung stehende oft pauschal verurteilt werden für Fehltritte einzelner.

Bildung sei eines der Mittel gegen die rechten Versuche, unser demokratisch verfasstes Gemeinleben und die Solidarität mit anderen zu unterminieren, sagte Jürgen Stude, Vorsitzender des Fördervereins Kippenheimer Synagoge. Anliegen und Ziel des Vereins sei die Förderung des demokratischen Denkens, der Dialogbereitschaft und der gegenseitigen Toleranz auf der Basis der Gleichheit aller Menschen. Den größten Feind sehen rechte Parteien und Gruppierungen in der Bildung. Was diese Gruppierungen – insbesondere die AfD – vereine, sei ihr Glaube an die Ungleichheit der Menschen, in die Einteilung der Menschen in Einheimische und Fremde, die Muslime, die Flüchtlinge.

Vielfalt und Individualität fördert die Gesellschaft

Gerade die Verschiedenheit der Menschen sei bereichernd und bringe uns weiter. Wie langweilig wäre es, wenn wir alle gleich wären, fragte Beate Kostanzer von der Willkommensinitiative Neustart, die sich zum Ziel gesetzt hat, Flüchtlinge willkommen zu heißen, Sprach- und Verständigungsbarrieren abzubauen und neue Perspektiven zu entwickeln. Solidarität, Toleranz, Meinungsfreiheit, Glaubensfreiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und der Schutz von Verfolgten und Kriegsflüchtlingen seien Errungenschaften, die wir bewahren wollen. „Bitte, setzt euch dafür ein“, appellierte Kostanzer an die Zuhörer.

„M“ wie Menschlichkeit, „U“ wie der Umgang mit Angst und „T“ wie Toleranz – das ergibt das Wort Mut, sagten die Pfarrer Martin Kalt und Severine Plöse. Die Welt als gläubige Christen menschlicher, wertvoller und kostbarer machen, sei der Ursprung der christlichen Botschaft. Die Schüler der drei Schulen nannten Beispiele, wie Demokratie und Vielfalt in den Schulen gelebt wird – sei es in der Vorbereitungsklasse mit Kindern, die noch nicht lange in Deutschland leben, Projekten oder der SMV Arbeit . „Wir stehen heute, morgen und immer gegen Hass und für ein friedliches Miteinander. Als Generation der Zukunft zelebrieren wir Liebe, Frieden und Freiheit.“
Das Programm gestaltete die inklusive Tanzwerkstatt unter der Leitung von Heike Bold, die Sängerin Julia Lavé und die Ettenheimer Rock Band „Kid-O“. „Es liegt an uns, in unserem Land die Richtung vorzugeben“, sagte Mia Kempe, Poetry Slam Künstlerin und Schülerin in Ettenheim. Sie appellierte an die Anwesenden, aufeinander Acht zu geben, die Freiheit zu lieben und Respekt für Dinge und Menschen aufbringen, auch wenn wir sie nicht verstehen können.

Dagmar Abt, Wolfgang Mutter, Siggi Schuler und Daniel Henninger organisierten die Kundgebung. „Wir bekennen uns zu unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung und ihren wesentlichen Elementen: die Menschenwürde, das Demokratie-, das Rechtsstaats- und das Sozialstaatsprinzip. Wir sind gegen jegliche Form von Extremismus sowie Menschenfeindlichkeit und verteidigen die Grundwerte unserer Demokratie. Wir setzen uns für ein diskriminierungsfreies und friedliches Miteinander aller Menschen ein“, zitierte Sprecherin und Moderatorin Dagmar Abt aus dem Text des Bündnis für Demokratie und Menschenrechte Baden-Württemberg.

Die Kundgebung endete so friedlich wie sie begonnen hatte. Dagmar Abts Wunsch, die Sonne möge scheinen, hatte sich erfüllt. Und noch mehr: Dass die Ettenheimer Störche während der zweistündigen Kundgebung immer wieder ihre Runde flogen, passte zu diesem friedlichen Bild. Die gesamte Veranstaltung war einfach beglückend, so das Resümee der Veranstalter.

Info – Weitere Unterstützung

„Bei der Organisation der Kundgebung ist man auf großen Rückhalt bei vielen Vereinen und Organisationen gestoßen“, freute sich die Moderatorin Dagmar Abt. Für ein geplantes Bündnis für Demokratie und Menschenrechte Ettenheim würde man sich über weitere Unterstützer freuen. Weitere Informationen per E-Mail an demokratie-menschenrechte-ettenheim@web.de.
 

Text: Sandra Decoux
Fotos: Sandra Decoux und Sandra Biehler, Ettenheim