Bei Ausgrabungen im Gebiet Supperten II wurden 6000 Jahre alte Fundstücke entdeckt
Bildquelle: Stadt Ettenheim
Bevor das Baugebiet Supperten II in Ettenheim erschlossen werden kann, wird das Gelände von einem archäologischen Expertenteam auf Spuren frühgeschichtlicher Besiedlung untersucht. Ein zwischenzeitlicher Bericht zeigt: Die Arbeit lohnt sich.
Bei einer Vorortbesichtigung der archäologischen Grabungen im Gebiet „Supperten II“ informierte ein vierköpfiges Archäologen-Team die anwesenden Gemeinderatsmitglieder um Bürgermeister Bruno Metz über die Befundlage der Ausgrabungen. Das Landesamt für Denkmalpflege hatte die archäologischen Sondierungen auf dem geplanten Baugebiet verlangt und die Firma Archaeo Task mit den Arbeiten beauftragt. Die Befunddichte mit 2500 Einzelstücken wurde von den Experten als „sehr groß“ bewertet. Die Funde datieren aus einem Zeitraum von schätzungsweise 4000 bis 3500 vor Christus bis circa 400 nach Christus. Das älteste Fundmaterial stammt aus der Zeit während des Übergangs von Mittel- zu Jungsteinzeit und ist 6000 Jahre alt, auch aus der Hallstattzeit (bis circa 600 Jahre vor Christus) fanden die Forscher vielfältige Spuren und Artefakte.
Ebenfalls ihre Spuren hinterlassen haben die Römer, wenn auch lediglich in Form von Brandbestattungen. Dass in der unmittelbaren Umgebung des untersuchten Gebiets noch die Reste eines römischen Bauernhofs liegen müssen, davon ist das Archäologen-Team überzeugt. Am meisten beeindruckt zeigte sich das Expertenteam von den jüngsten, frühalemannischen Funden auf der Fläche, „einfach weil sie im Gegensatz zu den römischen Fundstücken so selten sind“, führt der Geschäftsführer von Archaeo Task, Armin Höfler, aus.
Fundstücke geben Aufschluss über die Lebensbedingungen
Die in Supperten II gefundenen Schmelztiegel, mit denen etwa 400 Jahre nach Christus mit geschmolzenem Buntmetall Schmuck gegossen wurde, seien eine kleine Sensation bei den Grabungen. Die Tiegel stammten aus der Zeit der Spätantike und der Völkerwanderung, eine Umbruchszeit, die noch wenig erforscht sei. Auch Reste von Kupfer und Zinn wurden gefunden, die in der Gegend nicht vorkommen. Am wahrscheinlichsten sei, dass die frühen Alemannen einfach die römischen Bestände in der Gegend für den Eigenverbrauch geplündert hätten. Eines konnte Höfler definitiv festmachen: „Die Siedlungsgenese hier ist viele Jahrtausende alt.“ Was nicht nur für ihn keine Überraschung war. Überall in der Gegend sei bei Ausgrabungen eine große Zahl von epochenübergreifenden Siedlungsspuren aufgetaucht, fügte Felix Fleischer vom Landesamt für Denkmalpflege hinzu: „Supperten II“ bilde da keine Ausnahme: „Wo heute gesiedelt wird, ist selbstverständlich schon früher gesiedelt worden.“
Das vorläufige Endergebnis der Ausgrabungen wurde von „Archaeo Task“ in eine Geländekante übertragen, die 6000 Jahre Siedlungsgeschichte komprimiert auf eine Ebene umspannt. Daraus können wiederum die einzelnen Zeitschienen herausgefiltert werden.
Das Publikum zeigte sich beeindruckt, wie aus kleinen Fundstücken eine umfassende Rekonstruktion der Lebenswelten von vor vielen tausend Jahren möglich sei. Viele Fundstücke aus der späten Bronzezeit (circa 1200 vor Christus) gäben beispielsweise Grund zu der Annahme, dass bereits damals nicht mehr nur für den eigenen Hausgebrauch produziert worden sei. Das wären die Anfänge spezialisierten Arbeitens, wie man es heute kennt, wie Höfler ausführt. Auch Monumentalgräber seien ein Indiz für sich sozialhierarchisch verändernde Gesellschaften, in denen die Eliten mit umfangreichen Grabbeigaben bestattet wurden.
Allerdings wiesen die Archäologen immer wieder darauf hin, dass ihre Hypothesen teilweise noch sehr vage seien. Eine genauere Untersuchung in den Laboren durch das Digitalteam sei nötig, um mehr Gewissheit über die Funde zu erlangen. Letztendlich sei viel Thesenarbeit im Spiel: Das was nicht gefunden wurde, müsse dazugedacht werden, bemerkte Höfler.
Bürgermeister Metz bewertete das Projekt als grundsätzlich positiv und „als Bereicherung für die Stadtgeschichte“, wies aber auch darauf hin, dass die Ausgrabungen viel Geld kosteten. Metz äußerte im Sinne der Stadt den Wunsch, im Anschluss an die Arbeiten einige von den Fundstücken zur Dokumentation für die Bürger Ettenheims zur Verfügung gestellt zu bekommen.
Textquelle: Lahrer Zeitung Fotos: Stadt Ettenheim (u.a. die 3 Schmelztiegel)