Wie kann ich mich und andere für Politik begeistern?

90 engagierte Schüler beim Erstwähler-Coaching-Workshop

Schüler beim Erstwähler-Coaching-Workshop
Bildquelle: Stadt Ettenheim

"Warum ist meine Stimme wichtig?", und: "Was erwarte ich von den Kandidaten?". Dies waren einige der Fragen, die am Freitag diskutiert wurden. Rund 90 Schüler und Schülerinnen, die zuvor noch nie gewählt hatten, kamen ins Ettenheimer Rathaus, wo es darum ging, Kommunalpolitik für Erstwähler anschaulich zu machen und sie über Wahlen und politischen Strukturen zu informieren.

Sie kamen von der Heimschule, vom Städtischen Gymnasium und vom August-Ruf-Bildungszentrum (BiZ). Das Projekt wurde vor dem Hintergrund einer historischen Veränderung angeboten: Jugendliche ab 16 Jahren dürfen in Baden-Württemberg bei der Kommunalwahl (und der Europawahl) am 9. Juni nicht nur ihre Stimme abgeben, sondern auch in kommunale Gremien hineingewählt werden. Damit betritt Baden-Württemberg bundesweit Neuland.

Fünf Stunden lang wurde informiert und diskutiert

Im Angebot in Ettenheim waren Workshops, Gruppenarbeit, Vorträge und Diskussionen in großer Runde. Dabei ging es indes nicht nur um die Kommunalwahl, sondern auch um die Europawahl, die ebenfalls am 9. Juni stattfindet. Das Projekt basiert auf der Kooperation der Stadt Ettenheim mit dem Europa-Zentrum Baden-Württemberg, es wird gefördert durch die Baden-Württemberg-Stiftung. Rund fünf Stunden wurde im Rathaus informiert und diskutiert.

Coaching-Workshop für die jungen Leute

"Der Workshop gibt den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zur Mitwirkung. Wir möchten sie motivieren, sich aktiv in die gesellschaftlichen und städtischen Belange einzubringen", erklärte der Ettenheimer Bürgermeister Bruno Metz. Ein professionelles Team um Nils Bunjes und Udo Wenzl gestaltete den Vormittag abwechslungsreich und interaktiv. Zuerst erfuhren die jungen Leute in einem Coaching-Workshop, wie sie ihr Wissen weitergeben und als Multiplikatoren eigene Austauschformate in ihren Schulen anbieten können. Der 16-jährige Lucas aus Kippenheim, Schüler am BiZ, erlebte dies als sehr hilfreich: "Ich habe heute erfahren, wie man vor Leuten spricht und ihnen etwas erklärt. Das bringt mir etwas."

Bürgermeister Bruno Metz erklärt die Stimmabgabe

Danach gab es im Bürgersaal in großer Runde wieder praktische und grundsätzliche Erklärungen zu den Wahlen. Bürgermeister Metz sprach zehn Minuten lang über die Besonderheiten der Kommunalwahl. "Das ist ein bisschen kompliziert", räumte er ein, "bietet aber die maximale Möglichkeit, seinen Willen auszudrücken." Das Stadtoberhaupt erklärte, dass man einzelnen Kandidaten mehrere Stimmern geben kann (kumulieren) und das man Kandidatinnen aus verschiedenen Listen wählen darf (panaschieren). Metz beschrieb auch, wofür Ortschaftsräte und Gemeinderäte zuständig, und warum es gut ist, dass es sie gibt.

In Gruppenarbeit wurden dann sechs Themengebiete beackert, zum Beispiel: Europa, oder: Was macht einen guten Gemeinderat aus? Die 17 Jahre alte Anika aus Kappel-Grafenhausen, Schülerin der Heimschule, lobte die Veranstaltung: "Das ist sehr gut gestaltet. Das Konzept ist sehr schlüssig. Ich habe das Gefühl, ich weiß jetzt besser Bescheid. Und ich bin sicherer, wenn ich zur Wahl gehe."

Lucas aus Kippenheim erklärte: "Vieles war für mich neu, aber nicht alles. Vorher habe ich mir noch überlegt, ob ich wählen soll, aber das ist jetzt anders. Ja, ich will wählen, die Hemmungen sind weg."

Text: Uwe Schwerer, Badische Zeitung
Fotos: Stadt Ettenheim