Delegation aus Ettenheim und Benfeld waren 8 Tage in Togo

Entwicklungsarbeit hautnah erlebt

Delegation aus Ettenheim und Benfeld
Bildquelle: Stadt Ettenheim (Nr. 4)

Anstelle einer aufwendigen Feier zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Ettenheim und Benfeld hatten die beiden Kommunen entschieden, bewusst ein Zeichen zu setzen und ein Entwicklungsprojekt in Togo zu unterstützen. Ende Februar machten sich die beiden Bürgermeister mit jeweils drei weiteren Mitgliedern aus Gemeinderat und Zivilgesellschaft auf den Weg, um bei der Einweihung von Brunnen, Solarleuchten und Klassenzimmer-Ausstattung vor Ort mit dabei zu sein. Die Reiseteilnehmer bezahlten die achttägige Reise ins westafrikanische Land jeweils aus der eigenen Tasche, der Zuschuss kam damit zu 100 % dem Hilfsprojekt zu Gute.

"Mein Benfelder Kollege Jacky Wolfarth ist seit 39 Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika aktiv. Der Schwerpunkt liegt in Togo. Durch das Netzwerk mit Akteuren vor Ort und Ehrenamtsarbeit werden die Spendengelder extrem effizient eingesetzt“, so Bürgermeister Bruno Metz. Mit den von Ettenheim gespendeten 10.000 € konnte ein rund 20 m tiefer Brunnen und 17 solargespeiste Leuchten für das 1.600 Einwohnerdorf Kpowili und mit weiteren 2.000 € die Ausstattung von drei Klassenräumen für bis zu jeweils 60 Kinder in Ghefogehekpota, einer 2.000-Einwohner-Siedlung geschaffen werden. Organisiert wurde das vom in Benfeld ansässigen Verein Acpahu, dessen Präsidentin und Gemeinderätin Veronique Bruder die Tour begleitete. Täglich wurden zwei bis drei Orte, teils über abenteuerliche Holperpisten, besucht. Dabei wurden auf Vorschlag mehrere Projektanträge vor Ort besichtigt und in abendlichen Sitzungen täglich besprochen, analysiert und priorisiert.

Acpahu lebt fast ausschließlich von Spendengeldern, je nach Jahr zwischen 40.000 und 60.000 €.  Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort, der Einbindung der jeweils Begünstigten (sie müssen 10-15 % der Kosten selbst aufbringen) kann mit dem Geld sehr viel wertvolle und nachhaltige Hilfe geleistet werden.

Die Versorgung mit Trinkwasser ist eines der zentralen Themen. Die Dörfer abseits der wenigen Verkehrsachsen beziehen ihr Wasser in der Regel aus offenen Bächen und kleinen Flüssen. Jetzt in der Trockenzeit Anfang März führen die wenigsten noch Wasser, d.h. um an Wasser heranzukommen, muss in den Wasserläufen gegraben werden, zum Vorschein kommt dann meist ein trübes Nass. Traditionell ist es Aufgabe der Mädchen und Frauen, das Wasser zu holen und in die Orte zu transportieren.

Die Delegationen konnten sich überzeugen wie aufwendig diese Aufgabe ist. Mädchen dürfen vor allem wegen dieser Aufgabe in der Regel keine Schulen besuchen, sie müssen sich sehr früh an ihre Trägerrolle gewöhnen. Mit den Brunnen bekommen die Menschen deutlich saubereres Trinkwasser näher an den einfachen Behausungen. Frauen und Mädchen werden entlastet, Mädchen der Schulbesuch ermöglicht. Da die Orte auf dem 6. Breitengrad und damit nah am Äquator liegen, ist es um 18:30 Uhr bis morgens ca. 5:30 Uhr dunkel. Hier helfen dann die ebenfalls gespendeten 17 Solarleuchten, noch weitere Tätigkeiten oder Schulaufgaben verrichten zu können.

Schulen, meist einfache Lehmhütten, gibt es inzwischen in mehreren Dörfern. In der Regel bekommen sie allerdings für alle Schüler nur einen Lehrer vom Staat gestellt. Wenn sie weitere möchten, müssen sie nach Finanzierungsgrundlagen suchen. Und auch die Gebäude inklusive Ausstattung sind Aufgabe der Dörfer. Mit rund 2.000 €, die nach Spende von Brunnen und Solarlampen noch übrig waren, konnten drei Klassenzimmer, die jeweils in einfachen Hütten, teils mit Dächern aus Palmwedeln, teils mit Blechdächern, ausgestattet werden. Die Dankbarkeit der örtlichen Chiefs, der Lehrkräfte und der Kinder war groß. Mitgebracht hatten die Ettenheimer auch von Geldinstituten gespendete Schreib- und Malstifte. Acpahu hat darüber hinaus in der Region Getreidemühlen und an einigen Stellen auch Latrinen durch ihre Spenden ermöglicht.

Togo war von 1884-1916 deutsche Kolonie. Manche Gebäude, vor allem auch Sakralgebäude, zeugen von dieser Zeit. Danach hatte Frankreich bis 1960 das Sagen im Land, dessen Amtssprache französisch ist. In den Dörfern werden aber auch regionale Sprachen gesprochen. Derzeit ist der Sohn des langjährigen Präsidenten Eyadema Präsident. Togo ist mit 56.800 m² rund 1 ½ Mal so groß wie Baden-Württemberg und mit 8,5 Millionen Einwohnern für ein afrikanisches Land dicht besiedelt.

Im Land werden im Schwerpunkt christliche Religionen in unterschiedlichen Ausprägungen gelebt, teils muslimische und oft wird parallel dazu dem Voodoo-Kult nachgegangen. Auf der Reise, die sich auf den südlichen Teil des Landes beschränkte, konnten auch andere Entwicklungsorganisationen angetroffen werden. So unterstützt eine schwäbische Kommune ein Ausbildungszentrum, wo junge Menschen aus dem Togo für verschiedene Berufsbilder qualifiziert werden.

Beeindruckend waren die Freundlichkeit und auch die Fröhlichkeit der Menschen. Praktisch in jedem Dorf wurden die Europäer mit Tanz und Musik empfangen. Es waren stets sehr viele Kinder mit dabei, die auch gerne Fußball spielen.

Das Land ist weitgehend ein Agrarland und von einigen wenigen Regenwaldinseln abgesehen vor allem ein Busch- und Savannenland, auf dem Feldfrüchte wie Mais, Hirse, Maniok, Yams, aber auch Früchte wie Bananen, Orangen, Mango angebaut werden. In allen Dörfern waren zahlreiche Hühner, Ziegen und Schafe zu sehen, die den Speiseplan ergänzen.

Im Wesentlichen sind zwei ethnische Gruppen vertreten, im Süden die Ewe, im ärmeren Norden die Kabiye, die verstärkt in den Süden des Landes abwandern. Größere Tiere gibt es kaum noch im Land und wenn, dann ausschließlich in den wenigen Nationalparks im Norden.

Unter den Vögeln gab es auch Einheimische zu sehen, zum Beispiel Mauersegler und Schwalben in ihrem Winterquartier.

Die Benfelder Delegation bestand aus Bürgermeister Jacky Wolfarth, der Präsidentin von Acpahu, Veronique Bruder, Gemeinderat Tino Capo Chichi, der in Togo geboren und aufgewachsen und zum Studium nach Frankreich gekommen ist, sowie Rachel Fleith, Mitglied der Hilfsorganisation Acpahu. Aus Ettenheim waren Bürgermeister Bruno Metz und seine Frau Lioba sowie Gemeinderätin Beate Weber und Gemeinderat Olaf Deninger dabei. Bürgermeister Metz zeigte sich sehr angetan von der engagierten und sehr effizienten Arbeit von Acpahu. Viele der Projekte unterstützen Frauen und Mädchen und tragen damit auch zur Geschlechtergerechtigkeit bei. Ziel der verschiedenen Maßnahmen ist es, Gesundheit und Bildung zu fördern, die Menschen in ihrer Würde zu stärken, aber durch Mitarbeit und Anteilsfinanzierung auch zu fordern und somit Projekte zu realisieren, die stets auch als die eigenen der Menschen im Togo angesehen und damit nachhaltig aufrechterhalten werden.

Erläuterung Fotos (Bildquelle Stadt Ettenheim):
 
Nr. 1
Wasser wird vom von Ettenheim gespendeten Brunnen in die Häuser getragen.
 
Nr. 2
Bisher mussten ausschließlich Frauen und Kinder das Wasser aus derzeit trocken gefallenen Flussläufen holen. Dazu mussten im Flussbett Löcher gegraben werden. Das Wasser war stets ziemlich trübe.
 
Nr. 3
Das Bild zeigt die beiden Delegationen aus Ettenheim und Benfeld in einem Dorf unter einer der gespendeten Solarleuchten. Das Bild zeigt von links Stadträtin Beate Weber, Olaf Deninger, Bürgermeister Jacky Wolfarth, Bürgermeister Bruno Metz, Lioba Metz, Veronique Bruder, Rachel Fleith und Tino Capo Chichi sowie zwei togolesische Akteure.

Nr. 4
Die Schüler freuten sich sehr über die von Ettenheim gespendeten Schulmöbel im Togo.