Sägereute (Ortsteil Ettenheimmünster)

„Seegen bey St. Landelin“

Ausschnitt einer Landkarte von Ettenheimmünster von 1804
Ausschnitt einer Landkarte von Ettenheimmünster von 1804. Gut erkennbar das Gewann Sägritte sowie die Gewanne Vesperakker und Laubgarten

Wenige Meter östlich der St. Landelinkirche

zweigt die Sägereutestraße von der Münstertalstraße ab, überquert den Ettenbach auf einer alten, denkmalgeschützten Brücke und kehrt nach einem über 500 m langen, bogenförmigen Verlauf wieder in die gleiche Straße zurück, nahe des Bereichs, an dem sich einst die Ostfront der Benediktinerabtei befand… Vor rund 300 Jahren wurde diese Straße gebaut - und sie verdankt ihre Entstehung dem Repräsentationsbedürfnis des damaligen Abtes Johann Baptist Eck (1710-1740).
In früheren Zeiten hat man das Kloster von Westen her über den Grasweg der Gewanne Büsäge und Kreuzacker erreicht.
 
Als Abt Eck das Kloster von dem Vorarlberger Baumeister Peter Thumb neu erbauen ließ, wurde der Eingang der prächtigen barocken Klosteranlage nach Osten verlegt. Hier befanden sich die drei großen Tore, die Zutritt in das Kloster gewährten, sowie darüber der große Balkon, von dem aus man den weiten Vorplatz überblicken und Ansprachen halten konnte. Der auf Repräsentation bedachte Abt benötigte für die Besuche seiner fürstlichen Gäste, Bischöfe, Äbte, Adlige und deren Gefolge eine geeignete Zufahrt zur Abtei für ihre Kutschen. Mit dem Bau der Sägereutestraße war die Einfahrt zum Klostervorhof und den Eingängen zur Abtei und zur Klosterkirche möglich. Außerdem kam bei der Anfahrt auf diesem Weg der imposante Gebäudekomplex vortrefflich zur Wirkung.
 
Die „Seegen bey St. Landelin” wurde vor dem 30jährigen Krieg erbaut und bereits 1630 als "neue Säge" bezeichnet. 1681 wurde sie als Sägenreuthe erwähnt; "Reute" bedeutet "gerodete Stelle". Sie war Eigentum des Klosters und wurde verpachtet, ab 1803 vom Badischen Staat. 1812 kaufte L. Helbing & Co. den umfangreichen Klosterbesitz, darunter auch die „Untere Säge”. Seit 1861 ist sie in Familienbesitz (Sägemühle Weisbach) und wird heute noch mit Wasserkraft betrieben.
Als Sägereute wird auch ein Gewann bezeichnet, in dem die heutige, gleichnamige Straße verläuft. Auf der Landkarte von 1804 wurde das Gewann "Sägritte" geschrieben.
Damals war das Gebiet südlich der Sägereutestraße mit eigenen Flurnamen belegt: "Vesperakker" und "Laubgarten". Der Vesperakker hatte seinen Namen, weil früher an der höchsten Stelle des Sägereutewegs "das steinerne Kreuze mit der Bildniß der schmerzhaften göttlichen Mutter", das sogenannte "Vesperbild", aufgestellt war. Diese Pieta aus Sandstein war das Werk des Klosterbruders Aegidius Butsch von 1764. Das künstlerisch bedeutende Bildnis steht heute in der Friedhofshalle. Für die Herleitung der Gewannbezeichnung Laubgarten gibt es zwei Alternativen: zum einen von "Laub = Blätter", zum andern ist auf der Landkarte von 1804 erkennbar, dass sich dort offensichtlich ein Park oder Garten befand, in dessen Mitte eine Laube stand.

Quellen:

Helle, Franz-Josef: Gemarkung, Gewanne und Flurnamen. In: Ortssippenbuch Ettenheimmünster 2004, S. 29
Stadt Ettenheim: Flyer "Mühlen-Wanderweg"
Hacker, Adolf: Ettenheimmünster - Seine Baugeschichte.
Konrad Triltsch, Würzburg 1938
Kewitz, Hubert: Bruder Aegidius Butsch - Zum 200. Todestag des Bildhauers von Ettenheimmünster. Geroldsecker Land, Heft 27, 1985, S. 91-100 Landesarchiv Baden-Württemberg Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe - Dokumente (landesarchiv-bw.de)

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