Hansberg (Ortsteil Ettenheimmünster)

Der Rebberg des Abtes Johann Baptist Eck

Ausschnitt einer Zeichnung von Johann Andreas Silbermann
Ausschnitt einer Zeichnung von Johann Andreas Silbermann mit Erklärungen für den Verleger Emanuel Büchel (1705-1777) aus Basel.
Auf der Zeichnung erkennt man westlich (links) der Klosteranlage die Rebhänge des Hansberg.

Ein Fass für 182 000 Liter Wein

Der Straßenname "Hansberg" erinnert an eine Blütezeit der Benediktinerabtei Ettenheimmünster.
Der "Johannisberg" oder "Hansberg" erhielt seinen Namen von Abt Johann Baptist Eck (* 1679 Freiburg, † 1740 Wien). Dieser war einer der bedeutendsten Äbte des Klosters Ettenheimmünster. In seine Regierungszeit (1710-1740) fällt unter anderem der Neubau der mächtigen Klosteranlage in barockem Stil durch Peter Thumb.
Abt Eck ließ direkt hinter der Abtei nach Westen hin am Berghang bis hinauf zum Wald einen großen Rebberg anlegen, der von ihm Hansberg genannt wurde. Pater Bernard Stöber schrieb 1804, dass im Hansberg "der beste Wein der Gegend wächst"!
Abt Eck ließ aus Sorge vor Missbrauch den 1551 in Münchweier von Abt Quirin Weber erbauten Klosterweinkeller (heute: Münchweier, Kirchberg 17) in das Kloster Ettenheimmünster verlegen. Ein ertragreicher Herbst 1719 veranlasste den Abt, ein riesiges Weinfass anfertigen zu lassen. Das "Große Fass" wurde 1720 von Küfermeister Arnold aus Straßburg gefertigt. Es hatte ein Volumen von 150 Fuder oder 3.600 Ohmen - das sind rund 182.000 Liter! Es konnte sich mit dem bekannten Großen Fass im Heidelberger Schloss messen. "Man nehme alle Tage zwei Maas heraus, so hat man 118 Jahre, 37 Wochen und einen Tag zu trinken".
Zum Zeitpunkt der Fertigung des Großen Fasses war der Klosterneubau in vollem Gang, die notwendigen Räume für den Weinkeller jedoch noch nicht fertiggestellt. Der praktisch gesinnte Abt ließ deshalb das große Weinfass 1720 in den Kirchenraum der Abteikirche bringen. Der vorläufige Fasskeller wurde zum Kirchenschiff hin durch eine eigens aufgemauerte Wand abgeschlossen.
1724 konnte der neue, für das Große Fass bestimmte Keller in Benutzung genommen werden. Nach Anordnung des Peter Stöckle, Werk- und Kaiserlicher Fortifikationsmeister zu Freiburg, wurde das Fass innerhalb von zwei Tagen "ohn zertheilt, sond gantzer durch ein curieuse Machin überzogen undt vollendts einlogiert". Die Maschine, bestehend aus einem dreifachen Flaschenzug und Sattelwalzen, erforderte nicht einmal 30 Mann zur Bewältigung der schweren Last. Das große Fass lag geschützt unter dem Mitteltrakt des Klosters. Auch eine Trotte wurde im Keller untergebracht.
Doch schon 1800, noch vor der Auflösung der Abtei, musste das große Weinfass zerstört werden, um nicht mehr länger ein gefährlicher Anziehungspunkt für beutelüsterne französisch-napoleonische Soldaten zu sein.
Der "Hansbergweg" erinnert zwar an Abt Eck und seinen Weinberg, er liegt aber rund 500 Meter östlich des ehemaligen klösterlichen Rebberges, an der Mündung des Dörlinbacher Grunds. Sein Nachfolger Abt Augustin Dornblueth legte einen weiteren Rebberg an, den Augstberg.

Quellen:

Helle, Franz-Josef: Gemarkung, Gewanne und Flurnamen. In: Ortssippenbuch Ettenheimmünster 2004, S. 29
Hacker, Adolf: Ettenheimmünster. Seine Baugeschichte. Würzburg: Konrad Triltsch 1938
Bernard Stöber OSB: Kurze historische Beschreibung der Pfarrey Münsterthal bey St: Landelin von dem siebenden Jahrhunderte nach Christi Geburt bis auf das Jahr 1804.
Kürzel, Albert: Die Benediktiner-Abtei Ettenheim-Münster. Geschichtliche Beschreibung. Lahr: Schümperlen 1870. Nachdruck 1995
 
Das Bild ist entnommen:
Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg, MS 1601. Coll. et photogr. Bnu de Strasbourg
(Der berühmte Straßburger Orgelbauer Johann Andreas Silbermann erbaute 1769 für die Klosterkirche eine Orgel, die 1804 in die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Landelin übertragen wurde und dort weitgehend im Originalzustand bis heute erklingt. Silbermann war nicht nur ein hervorragender Orgelbauer sondern auch sehr kunstsinnig und ein exzellenter Zeichner.)

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