Stammgässle

Am Stammhof

Der Stammhof im Jahre 1967
Der Stammhof im Jahre 1967. Foto: Nachlass Oehler

Kleines Gässle – große Historie

Zugegeben: Es ist im Nordteil ein schmales, noch nicht einmal für Autos befahrbares Gässchen. Gerade einmal ein einziges Haus, die Winterschule als Ort des Betreuten Wohnens, trägt die Anschrift „Stammgässle“.
Der einstmals westlich ans Gässle angrenzende „Stammhof“ ist, wie so viele Gebäude in diesem einstmals den ‚vornehmen Herrschaften‘ vorbehaltenen alten Stadtviertel, Zeuge einer bemerkenswerten Stadtgeschichte. Wappen und Wendeltreppe im Innern des inzwischen runderneuerten Geschäfts- und Wohnhauses erinnern daran, dass der Stammhof im Jahre 1634 gebaut wurde und als Bestandteil des Altdorfer Lehens von den Herren von Endingen – sie waren Lehnsherren von Altdorf – bewohnt wurde. Es darf vermutet werden, dass der Stammhof beim großen Stadtbrand von 1637 großen Schaden nahm. Um 1780 ging der Stammhof an den Freiherrn von Türckheim über, der ihn 1791 an Kardinal Rohan verkaufte, der hier einen Teil seines Hofstaats unterbrachte. Vom badischen Staat, dem Erben der Straßburger Herrschaft, erwarb ihn dann im Jahr 1840 die Stadt Ettenheim für 2400 Gulden, verkaufte ihn 1920 an den Vincentius-Verein (dem auch das östlich angrenzende Josefshaus gehörte), um den Stammhof 1934 wieder zurückzukaufen.  Amtsrichter-Wohnung, Schülerheim, Städtische Volksbücherei, schließlich Flüchtlingsheim waren die weiteren Nutzungen des Stammhofs, der sich – ältere Ettenheimer erinnern sich gut daran – mehr und mehr in einem erbärmlichen Zustand befand.
Vom ehemaligen Erscheinungsbild des Stammhofs und seiner einstigen Bedeutung ist heute nicht mehr viel zu sehen. Umso wichtiger, dass das so unscheinbar wirkende Gässle mit seiner Namensgebung Neugier weckt: Stammgässle? Wieso das?

Quellen:

Dr. Robert Furtwängler „Von Ettenheimer Wappen, Brunnen und Bildnissen“, Geroldsecker Land (Heft 20, 1978)

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